Die Teuringertal-Bahn GmbH (TTB)
Geschichte:
Nach dem am 3. Juli 1919 die Teuringertal-Bahn GmbH gegründet wurde, bekam sie am 14. August 1919 vom Staatsministerium in Stuttgart die Konzession für den Betrieb der Nebenbahn Friedrichshafen - Hefighofen und Oberzell. Eigentlich gebaut wurde die Strecke aber nur zwischen Friedrichshafen und Oberteuringen (10,421 km). Die  ursprünglich geplante fortführung bis Hefighofen kam über das Planungsstadium nie hinaus, auch wenn dafür die Konzession bereits vorlag. In Hefighofen sollte dann ein anschluss an die von der Stadt Ravensburg geplante Privatbahn Oberzell - Hefighofen - Wilhelmsdorf bestehen. Diese Bahn wurde allerdings nur geplant und deshalb kam auch der 2. Streckenabschnitt der TBB nicht über Planungen hinaus. Mit den Bauarbeiten für die eigentliche TTB Strecke wurde das Stuttgarter Baugeschäft von Sebastian Weh beauftragt. Am 22. Dezember 1919 wurde die TTB auch in das Handelsregister eingetragen. Der Bau der Strecke wurde allerdings durch die Inflation stark verzögert. Das Stammkapital der Bahn verteilte sich übrigens auf das Oberamt Tettnang, die Stadt Friedrichshafen, Gemeinde Oberteuringen, Gemeinde Schnetzenhausen und die Gemeinde Berg (Gesamt 2322000 Mark). Die Betriebsführung der TTB sollte eigentlich in den Händen der Staatsbahn liegen, diese lehnte aber ab. 1921 wurden Verhandlungen mit der Württembergische Nebenbahn AG (WN) aufgenommen, und kamen schließlich 1922 zum Abschluß. Am 31. Mai 1922 fand schließlich die feierliche Eröffnung der Teuringertalbahn statt. Der eigentliche Betrieb wurde am 1.6. 1922 aufgenommen. Als Zuglok diente eine alte Lok der KWStE (Typ B, Nummer 243). An sonstigem Fahrzeugmaterial stand ein 4 achsiger Personenwagen und ein 2 achsiger Bahnmeistereiwagen zur Verfügung. Der Betrieb wurde allerdings in Folge der Wirtschaftskrise zum 1. Mai 1923 bereits wieder eingestellt. 1923 wurde auch der Betriebsvertrag mit der WN zum 1. Oktober gekündigt. Im Juni 1924 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. 1925 wurde nochmals ein Versuch zum Weiterbau der Strecke vorgenommen, diesmal über die Firma Lenz. Der Weiterbau der Strecke kam wegen unterschiedlichen Finanzvorstellungen nicht zustande. Auch eine Verlängerung in Richtung Baden nach Wittenhofen war im Gespräche kam aber ebenfalls nicht zustande. 1925 erwarb die TTB eine württembergische T3 (TTB 1). 1926 folgte eine 3. Lok (TTB 2), ebenfalls ein von der Reichsbahn erworbene württembergische T3 (89 312, ex wü. T3 979).  1927 wurde ein 2 achsiger Personenwagen gekauft und der Bahnmeistereiwagen verkauft. In der Zwischenzeit ist auch ein gedeckter Güterwagen und ein Gepäckwagen zur TTB gestoßen. Seit 1927 konnte bei einigen Zügen auch der Heizer eingespart werden (einmännige Besetzung der Loks). Dies und die Kürzung von Gehältern und weiteren Einsparungen hielt die Bahn in den schwierigen Jahren der Weltwirtschaftskrise über Wasser. Ab 1932 durften alle Züge mit einmänniger Lokbesetzung gefahren werden. 1934 wurde ein weiterer Personenwagen erworben. 1941 waren 2 T3 Loks, 5 Personen- und 1 Gepäckwagen im Bestand der Bahn. Im Mai 1942 begannen Arbeiten zum Bau eines Abnahmeplatzes für V2 Raketen in Raderach. Dieses Werk bekam Anschluss an die TTB. Damit wurde die Bahn kriegswichtig. Allerdings hatte sie auch davor schon mit einem Anschlussgleis zur ZF und an den Flugplatz in Friedrichshafen kriegswichte Bedeutung. Weil mit diesem Verkehr beide Loks der TTB ausgelastet waren, wurden immer mehr Loks der Reichsbahn eingesetzt. Mit einem Vertrag der am 3. Dezember 1943 abgeschlossen wurde, wurde die TTB schließlich rückwirkend zum 1. Januar 1943 in Reichsbahn Eigentum überführt. Zu dieser Zeit wurde in Friedrichshafen auch ein neues ca 3 km langes Anschlussgleis zum Industriegelände Zeppelin Werft gelegt, über das die Maybach Motorenwerke (heute MTU) ein Teil der Dornier Flugzeug Montage bedient wurde. Außerdem wurde dort Kraftstoffbehälter und Außenhautteile für die V2 gebaut. Dieses Anschlussgleis zweigt am Hp Trautenmühle von der TTB Strecke ab und wird bis heute bedient (als letztes Teilstück der TTB). Gegen Kriegsende gab es in Friedrichshafen immer wieder Bombenangriffe, dadurch wurden die kriegswichtige Produktion verlagert. Nach Kriegsende wurde das V2 Gelände in Raderach geräumt, heute befindet sich dort eine Mülldeponie. Das anschlussgleis wurde abgerissen. Heute findet man so gut wie keine Spuren mehr. Die Reichsbahn setzte weitere Loks der Gattungen wü. T3 und 94.1 auf der Strecke ein. Zu Bundesbahn Zeiten folgten dann Loks der Gattungen 75.0 und 94. 1 und später der Baureihe 64 und 745.1-3. Ab den Winterfahrplanwechsel 1952/53 wurden die 1. Züge auf Busse umgestellt. Am 31. März 1954 wurde der Personenverkehr eingestellt und am 15.2.60 erfolgte die Stillegung der Strecke zwischen Trautenmühle und Oberteuringen und anschließend der Abbau. Der Rest wurden zum Industriegleis Friedrichshafen Trautenmühle, über das heute noch die Firmen Sauerstoff Werke Friedrichshafen (SWF), Georg Fischer (GF, ex MB Guss) und ein Tanklager (Raab -Karcher)  bedient werden. Außerdem liegt noch ein Anschlussgleis zur IBO (Internationale Bodenseemesse GmbH), das allerdings nicht mehr befahren wird. Früher wurden noch der Schlachthof Friedrichshafen, die MTU (Werk 1), Zeppelin Metall, CRAS (Reparaturbetrieb der französischen Streitkräfte) und die ZF (Werk 2) bedient. Seit 15.12.02 wird Friedrichshafen nur noch Samstags bedient. Und zwar nur noch der Anschluß von SWF und weiterhin mit Ganzzügen das Tanklager.

Erinnerung:
Heute erinnert an die Strecke nicht mehr viel. Der Anfangsteil der Strecke liegt zwar noch als Industriegleis, aber schon der alten Hp Trautenmühle (wenige Meter nach dem Abzweig) ist heute nicht mehr zu erkennen. Bis vor ca. 2 Jahren hat man hier noch den Bahnsteig und das Anschlussgleis zum Schlachthof erkannt, mittlerweile macht sie hier aber eine Straße breit. Der nächste Abschnitt ist ebenfalls überbaut. Ab Kappelhof erkennt man wieder Teile der Trasse. Zwischen Berg und Unterteuringen ist die Trasse noch fast vollständig zu erkennen. Sogar Schotter, Gleisschrauben und Kilometersteine kann man noch finden. Der Abzweig zum V2 Gelände ist nicht mehr zu erkennen. Das V2 Gelände selber ist unter einer Mülldeponie begraben. Ab Unterteuringen und in Oberteuringen selber verliert sich die Strecke wieder. Gebäude sind keine mehr erhalten. Der letzte Güterschuppen in Oberteuringen wurde erst vor wenigen Jahren abgerissen. Etwa 1 mal im Jahr finden Wanderungen auf der alten Bahntrasse statt.

Daten und Fakten:
Anteilseigner der TTB:

Anzahl der Beförderten Personen:

Beförderungsleistungen im Güterverkehr:

Insgesamt war der Güterverkehr recht bescheiden. Erst in der Jahren des 2. Weltkriegs stieg der Verkehr deutlich an. Leider liegen mir dazu keine Zahlen vor.

Fotos:
Fotos von der TTB

Die Lokomotiven der TTB:
Nummer Achsfolge Hersteller Baujahr/Fabriknummer Typ Leistung Bemerkung/Herkunft/Vebleib
243 1'B2n ME 1869/981 wü Type B ?
  • 1869 KWStE 243
  • 1922 TBB 243 
  • 1925 M. Dreyfuss Söhne, Heilbronn
  • 19?? ++
120 Cn2t ? T3 ?
  • 18?? "Erich am Ende" Berlin
  • 19?? TTB 120
  • 19?? ++
TTB 1 Cn2t Krauss 1891/2540 1891 württ. T 3 Cn2t 1435 neu Württembergische Staatsbahn "UNTERTÜRCKHEIM 983" wü T3 260 PSi
  • 1891 KWStE 983/DRG 89 302
  • 1925 TTB 1 
  • 1943 DRG 89 302
  • 195? ++
TTB 2 Cn2t ME 1896/2792 wü. T3 260 PSi
  • 1896 KWStE 979/DRG 89 312
  • 1926 TTB 2 
  • 1944 Maschinenfabrik Esslingen (Werkslok)
  • 1964 Denkmal Werksgelände
  • 1975 Stadt Esslingen
  • 1977 Denkmal Bahnhof Esslingen
  • 1981 LTA (wü. T3 979 "Eschenau")
  • 1988-1990 Umbau in Darmstadt Kranichstein zur Dampfspeicherlok 

Werkloks der Anschlußbahnen:
Werkloks der Zeppelin Werft:
Nummer Achsfolge Hersteller, Baujahr/Fabriknummer Typ Leistung Bemerkung
"Patriarch" Cn2t Cail & Cie 1874 ? ?
  • Beutelok aus Frankreich
? B Jung 1939/8812 VN 234 ?
  • 1939 RAW Friedrichshafen
  • 194? Zeppelin Werf
  • 19?? Stadtwerke Heidenheim, Heidenheim
  • 19?? Thommen & Co., Kaiseraugst (Schweiz)
  • 1986 Dietiker Metallhandel AG, Regensdorr
? B Breuer ? ? Gas Antrieb

Werklok des V2 Werkes in Raderach
Nummer Achsfolge Hersteller, Baujahr/Fabriknummer Typ Leistung Bemerkung
55100 C Deutz 1944/55100 WR360C 360 PS später DB V36 122
Außerdem waren verschiedene Feldbahn Bauloks vorhanden
 

Quelle: Die Teuringer Talbahn, Verlag Bleiweis, Autor Werner Willhaus

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