Der Allgäu-Express (Alex)
Zum Fahrplanwechsel 2002 stellte die DB Reise und Touristik AG die InterRegio (IR) Linie 25 Regensburg - Oberstdorf ein. Die Teilstrecke Hof - Regensburg wurde bereits zuvor im Sommer 2001 gestrichen. Der Freistaat Bayern wollte diese Linie allerdings nicht einfach eingestellt sehen und bestellte sie als Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) neu bei der DB Regio AG und übernahm damit auch die Zahlung von Zuschüssen für diesen Verkehr. Bei der Teilstrecke München - Oberstdorf startete man ein Preisanfrageverfahren an fünf Unternehmen. Am 12.02.2003 gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Bayerischen Verkehrsministerium die Leistungen des SPNV bestellt, die Vergabe der Teilstrecke München - Oberstdorf an ein Konsortium aus der "Die Länderbahn" (Markenname der Regentalbahn AG/Regental Bahnbetriebs GmbH) und der EuroThurbo GmbH bekannt. Die EuroThurbo ist die deutsche Tochtergesellschaft der schweizerischen Thurbo AG (Nachfolgeunternehmen der MThB), die mehrheitlich im Besitz der SBB ist."Die Länderbahn" ist dagegen mehrheitlich im Besitz der Freistaats Bayern. Der Verkehr umfasst 1.046.554 Zugkilometer pro Jahr. Dafür zahlt der Freistaat Bayern ca. 5,5 Millionen Euro. Die neuen Züge fahren im 2-Stundentakt, zusammen mit den bestehenden Regionalverkehr der DB Regio AG ergibt sich also ein Stundentakt. Bei der sogenannten freihändigen Vergabe wurden die Angebote vor allem auf den Preis, die Qualität und den Service geprüft. Dabei schnitt das deutsch/schweizerische Konsortium in allen Punkten besser als die Mitbewerber ab. Man will vor allem einen Schweizer Servicestandard in Deutschland bieten. Der Verkehr ist bis zum Dezember 2007 befristet.
Am 18. Juli 2003 schrieb die BEG SPNV Leistungen zwischen Hof und Oberstdorf aus. Die Ausschreibung enthält zwei Lose: Los 1 umfasst den schnellen Regionalverkehr zwischen München und Oberstdorf im Zweistundentakt (die jetzigen Alex Züge). Los 2 enthält den ebenfalls zweistündlich verkehrenden schnellen Regionalverkehr zwischen München und Hof (hier erbringt bis 2007 DB Regio den Ersatzverkehr). Die Lose können auch einzeln vergeben werden. Los 1 enthält 1.046.554 Zugkilometer pro Jahr und wird von Dezember 2007 bis Dezember 2018 vergeben. Los 2 umfasst 1.953.849 jährliche Zugkilometer und wird von Dezember 2006 bis Dezember 2018 vergeben. Im April 2004 wurde die Ausschreibung zurück gezogem, da sich kein passender Anbieter gefunden hat. Dies liegt vermutlich hauptsächlich daran, dass man in Europa keine dieselbetrieben Neigetechnik-Fahrzeuge, die den Anforderungen entsprochen hätten, bekommen kann.

Der Betrieb:
Der Betrieb wird mit lokbespannten Zügen abgewickelt. Dafür werden vier ER 20 (wie ÖBB 2016) dauerhaft aus dem Siemens Dispolok-Pool angemietet. Eine fünfte Lok wird als Reserve sowohl für den Alex, als auch für andere Dispolok Kunden genutzt. Anfangs war geplant, die Züge aus gebrauchten italienischen Schnellzugwagen zu bilden, die umfassend modernisiert werden sollten. Später entschloss man sich aber, Wagen der DB AG zu kaufen (5 Avmz und 16 Bomz), die bei der PFA Weiden modernisiert werden. Aus diesen Fahrzeugen werden 3 Zugstämme gebildet, die jeweils aus einem 1. Klasse Wagen, einem Bistro Wagen ("Alex Treff") und zwischen drei und fünf 2. Klasse Wagen bestehen. 2 Zugstämme werden in Kempten eingesetzt, der 3. in München.
Die Modernisierung der Wagen umfasst neben der neuen Lackierung auch die Einrichtung von speziellen Rollstuhlfahrerplätzen und Ruheabteilen. Die 1. Klasse Wagen erhalten zudem jeweils 2 Business-Abteile mit Stromanschlüssen. Der "Alex Treff" besteht aus einem kompletten Großraum mit einer Bar (an der es Getränke, kleinere Speisen und ein schwarzes Brett gibt), einem Mehrzweckraum (für Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle und im Winter für Skis) und eine behindertengerechte Toilette.
Der Betriebsstützpunkt wird in Kempten untergebracht. Dort übernimmt auch Dispolok in einer von der DB angemieteten Halle die Wartung der ER 20. Die Wagen dagegen werden von der PFA Weiden gewartet. Insgesamt schafft das Konsortium ca. 45 Arbeitsplätze. Zwischen der Vergabe und der Betriebsaufnahme stehen den Betreibern nur 9 Monate Vobereitungszeit zur Verfügung. Der Betrieb umfasst sieben durchgehende Zugpaare und zwei Zugpaare zwischen Kempten und München (ein Zugpaar nur Montag bis Samstag). Das erste und letze Zugpaar hat etwas abweichende Fahrzeiten und mehr Zwischenhalte.
Das Personal wird, wie die Fahrzeug auch, von Kempten aus eingesetzt. Um den in der Vergabe zugesicherten Service und die Qualität einzuhalten wurde das Personal in Zusammenarbeit mit einer Schweizer Hotelfachschule speziell geschult. Neben dem Fahrkarten kontrollieren gehört auch der Verkauf von Fahrkarten, Getränken und Snacks, die Auskunft über touristische Sehenswürdigkeiten und die Sauberkeit in den Zügen zu ihren Aufgaben.
Die Fahrkarten der Alex- und DB-Züge werden gegenseitig anerkannt.

Der Verkehr des Alex wurde am 14. Dezember 2003 aufgenommen. Am 23. September 2003 fand in Buchloe und Oberstdorf eine offizielle Präsentation des Konzeptes statt. Die Premierenfahrt fand am 4. Dezember 2003 von München nach Kempten statt. Mehr zu dieser Fahrt gibt es auf der Fotoseite.

Fahrzeuge:
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Fotos:
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